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Am heutigen 7. Mai 2020 wird unser Verein 140 Jahre jung. Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung! Anläßlich des Jubiläums präsentieren wir im Folgenden den einzigen authentischen Bericht über die Gründung unseres Vereins, den der Vereinsgründers Carl Hugo Erbslöh persönlich für das 50. Vereinsjubiläum im Jahre 1930 verfasste, und der in den Monatsblättern Ru-Te-Ho im Mai 1930 und später nochmal im Mai 1950 abgedruckt wurde.

Rudervereine waren schon länger am Rhein — so in Mannheim, Mainz, Köln sowie in Frankfurt a. M. — entstanden, ehe man in Düsseldorf an einen solchen dachte. Waren sich die Düsseldorfer doch noch in den achtziger Jahren dessen kaum bewußt: daß ihre schöne Stadt am Rhein liegt, den sie höchstens einmal bei einem Spaziergang im Hofgarten oder nach „der anderen Seite“ zu Gesicht bekamen. Bei der starken Rheinströmung galt ein sportmäßiges Rudern für ausgeschlossen, und man hätte sich vergeblich nach einem leichten Ruderboote umgesehen.

Schreiber dieses, der auf dem Züricher See und auf der Themse die Ruderei liebgewonnen hatte und, als er nach Düsseldorf kam, sie wieder aufnehmen zu können hoffte, sah sich darin recht enttäuscht. Um die Rheinströmung zu erkunden, bediente er sich eines gewöhnlichen Rheinnachens und gelangte im Schweiße seines Angesichts auf der rechten Rheinseite bis zur Heerdter Ecke. Bei dem Versuch, von dort zur anderen Seite zu kreuzen, fand er sich aber, von der Strömung erfaßt, bald in der Neustädter Bucht wieder. Diese Erfahrung hinderte ihn indes nicht, unter seinen Bekannten, meist Kaufleuten, für den Rudergedanken zu werben. Die einen fürchteten aber die starke Strömung, andere fanden die leichten Boote zu wackelig und das Wasser naß. Wieder anderen wollte der Gedanke, in einer leichten Jacke zu rudern, nicht einleuchten; endlich aber im Jahre 1879 durfte der Schreiber es wagen, vom „Kölner Klub“ einen Dollenvierer, den „Hecht", zu erstehen. Derselbe wurde in der Neustädter Bucht untergebracht und der Obhut des Schiffers Sauer anvertraut.

Die für die Ruderei gewonnenen Freunde vermochten nun ihren Rudereifer auszuüben und beschlossen mutig einen Verein zu begründen. Am 7. Mai 1880 kamen sie, d. i. Wilh. Wallrabe, Anton Richard, Hugo Erbslöh und Theodor Eichmann, in dem Lokale von Biesten, Neußer Str., zusammen und beschlossen die im wesentlichen noch heute gültigen Satzungen des „Düsseldorfer Rudervereins“.

Dem Verein traten bald weitere Mitglieder bei. Nun galt es, ein Bootshaus zu beschaffen. Da bot sich Gelegenheit, das Bootshaus des aufgelösten Weseler Rudervereins zu erwerben: ein auf Petroleumfässern ruhendes Gebilde, in dessen hinteren Teil die Boote geschoben wurden, um auf die an den Seitenflächen befindlichen Gerüste gehoben zu werden. Den vorderen Teil des Bootshauses machte der bescheidene Ankleideraum aus. Dieses Bootshäuschen, mit dem zugleich ein Zweiruderer, die „Möve“ in den Besitz des Vereins überging, wurde in Wesel zwischen zwei Rheinkähnen befestigt und so durch einen Schlepper nach Düsseldorf befördert. Die vier Gründer fuhren ihm mit dem „Hecht“ entgegen und begrüßten es vor Kaiserswerth mit einem begeisterten „Hurra!“. Der Schlepper brachte es in die Neustädter Bucht, wo es zwischen Kribben, ungefähr da, wo sich jetzt im Hafen das Nebengebäude der zollfreien Niederlage befindet, untergebracht wurde(1).

Dem fleißigen Rudern, welches jetzt — namentlich an Sonntagen — erfolgte: konnte selbst die große Ausstellung von 1880 keinen Abbruch tun, und die Anzahl der Mitglieder, unter denen sich Wilh. Piel durch besonderen Eifer auszeichnete, wuchs bis zum Ende des Jahres auf 10.

Im folgenden Jahre mußte natürlich das einjährige Bestehen des Vereins gefeiert werden, und das geschah auf einer dem Bootshause benachbarten Sandbank. Inzwischen hatte sich auch in einem Kreise junger Juristen Ruderlust geregt, der sie in einem Zweiruderer der „Perle“ nachkamen. Seitens des Rudervereins erfolgte an sie eine Einladung zur Teilnahme an der Jahresfeier, und das hatte zur Folge, daß die Referendare E. Klingelhöfer, Otto. E. v. Pfeffer und C. Varenkamp nach dem fröhlich verlaufenen Festabend dem Verein beitraten. Sie wurden bald dessen eifrige Stützen und führten ihm — und das gilt besonders von v. Pfeffer — manche neuen Mitglieder zu — unter ihnen auch Professor Woermann, der freilich Düsseldorf im nächsten Jahre leider verließ.

Im Herbst 1881 konnte das Bootshaus im Sicherheitshafen, der „schönen Aussicht“ gegenüber, untergebracht werden(2). Bei der stets wachsenden Zahl der Mitglieder erwies es sich indessen bald als zu klein. Die Opferwilligkeit der Mitglieder ermöglichte schon 1883 den Bau des vollendeteren Bootshauses, welches sich bis zum heutigen Tage bewährt hat. Die weitere Entwicklung des Vereins hat Varenkamp in seiner dem 25jährigen Bestehen des Düsseldorfer Rudervereins gewidmeten Schrift in treffender
Weise geschildert.

Ein Mitbegründer.
(Kommerzienrat Carl Hugo Erbslöh, +1938)

Anmerkungen der Redaktion:

(1) Die Neustädter Bucht befand sich 1880 ungefähr da, wo heute der Landtag steht, und verschwand 1896 mit dem Neubau des Düsseldorfer Hafens.

(2) Der Sicherheitshafen lag damals neben der heutigen Kunstakademie; er musste im Frühjahr 1897 der Rampe für die neu gebaute Oberkasseler Brücke weichen und wurde zugeschüttet. Die „schöne Aussicht“ ist der Napoleonsberg im Hofgarten und existiert noch heute.

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Ehren­tafel der Äquator­preis­träger

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1880 - 2020

drv

Der Düssel­dorfer Ruder­verein 1880 e.V. ist Mit­glied des Deut­schen Ruder­ver­bandes