Ahoi!

Düsseldorfer Ruderverein 1880

Mein Anfänger-Ruderkurs – Ein Erfahrungsbericht

von | 2. Oktober 2023

Es war Ende Februar 2022, meine Corona Infektion im Januar war überstanden, aber leider noch nicht gänzlich ausgestanden, vergessen schon gar nicht. Die Lockdowns hinterließen ebenfalls ihre Spuren – auch hier ist ganz offensichtlich geworden, wie wichtig Gesellschaft und ein Miteinander ist. Während ich also an meiner Genesung arbeitete, mir so meine Gedanken über die Auswirkungen der Pandemie und Lockdowns machte. Erwachte mein Bewegungsdrang wieder: „Endlich wieder fit genug für Sport!”

DIE LUST AUF FITNESSSTUDIO SCHRUMPFTE

Doch so weiter wie bisher? Irgendwie nicht… Die Lust auf Fitnessstudio schrumpfte ohnehin schon vor der Infektion, während der Spaß am draußen Sport wuchs und wuchs. Rad fahren, Trimm-dich-Pfad und cathletics Training ausprobiert und wieder verworfen. Zumindest die letzten zwei, war ja nun auch wieder Fitness Training…

Also musste etwas Neues her. „Mal überlegen; es soll draußen sein, es sollte herausfordern sein, es sollte langfristig mein Interesse halten und… ja! und ein Mannschaftssport sein! Teamgeist, Gemeinschaft und ein geselliges Miteinander, im Idealfall eine bunte Truppe, mit interessanten Charakteren…“ die Wünsche und Gedanken sprudelten und liefen heiß. Doch wo so etwas finden? Was gibt es für Mannschaftssportarten, welche in Frage kommen?

Fußball? Eher nicht. Ich bin ohnehin nicht für das Laufen gebaut. Football, Basketball, Handball alles gespielt und alles hat bereits Spuren in den Knien hinterlassen. Ich möchte gesund sein und meinem Körper doch etwas Gutes tun. Also  gedanklich wieder auf Anfang. Was magst du gerne, was fasziniert dich, wo fühlst du dich wohl? Wasser! Es ist immer das Wasser. Schwimmen, Kiten, Surfen werden ausgeübt, wann immer es geht. Also musste es ein Wassersport sein, aber diesmal einer der möglichst regelmäßig ausgeübt werden kann und dann war da ja noch die Sache mit der Gemeinschaft.

RUDERN! DIE IDEE WAR FIX, DIE MOTIVATION RIESIG!

Rudern! Die Idee war fix, die Motivation riesig! Also Tablet auf und Google bemüht, zweiter Treffer Düsseldorfer Ruderverein 1880. Wahnsinn, so lange schon? Ein Verein mit Tradition, super! Es gibt sogar Ruderanfänger Kurse und die Ampel für die freien Plätze zeigt Grün. Also angemeldet, Rückmeldung bekommen, leider erst für einen Warteplatz – so Grün war die Ampel dann doch nicht – und kurze Zeit später dann einen echten Platz im Kurs und Boot.

Der erste Abend zum Kennenlernen kam, die Truppe bunt gemischt. Männlein, Weiblein, Alter, Interessen, Hobbys – von allem etwas dabei. Außerdem Jever und Füchschen vom Fass. Herz, was willst du mehr? Ach, ja: Rudern. Etwas Erklärung am Boot, Theorie und die ersten Züge auf dem Ergometer später war der schöne Abend schon wieder vorbei, aber Blut war geleckt und die Vorfreude auf den ersten Wassertag riesig!

Freitagabend 18 Uhr ging es los. Lysann und Andrea leiten den Kurs im Neusser Hafen. Es wird noch einmal das Boot erklärt, und dass die Ruder natürlich Skulls heißen, und dann ging es auch schon mit den ersten Kommandos los und das Boot wurde zu Wasser gelassen. Wir steigen ein und fangen langsam und gemächlich an, doch die Kommandos kommen klar und deutlich, manche würden es rau nennen, ich souverän. – Noch etwas, das mir sehr gefällt!

FREI WEG! HOCHSCHEREN! STREICHEN! BACKBORD, STEUERBOARD ÜBER

Andrea versichert „der raue Ton ist nur hier in an Board so, das legt sich gleich an Land wieder. Ach, ja und noch etwas, ich mag es nicht, wenn es wackelt.” Ich musste doch etwas schmunzeln. Ruderboot, Wasser, Menschen darin die sich bewegen… Und schon wurde mein Gedanke und schmunzeln ver- und ausgetrieben: Ich hatte nicht aufgepasst, eine falsche Bewegung gemacht und wurde zur Ordnung gerufen – Den wachsamen Augen unsere Obfrauen entgeht nichts. Es folgten die nächsten Kommandos und Manöver. Frei weg! Hochscheren! Streichen! Backbord, Steuerboard über – das ganze Programm. Am nächsten Tag die Vertiefung des Ganzen, die Wende und üben, üben, üben. Ebenso der dritte Tag. Man fühlte sich im Neusser Hafen schon etwas sicherer, war aber doch recht k.o. – Boris sollte recht behalten, „zu Beginn werdet ihr stehend k.o. sein. Nicht weil ihr körperlich, sondern geistig erschöpft sein werdet.” Er gab es uns beim Abend des ersten Kennenlernens mit auf den Weg.

Das erste Wochenende war vorbei, der Anfang gemacht. Ich erschöpft, aber glücklich, dankbar und wahnsinnig neugierig auf die restlichen Kameradinnen, Kameraden und vor allem auf die erste Tour auf dem Rhein.

Am Donnerstag drauf war es so weit. Viele neue Gesichter, große Aufregung, Vorfreude und Respekt vor dem Strom. Hier und da wurde im Bootshof geschnackt, die neuen Gesichter durch die Bank weg sympathisch, Boris machte die Einteilung und verkündete diese mit seinem unverwechselbaren Wortwitz – die Anspannung lockerte sich. Dann ging es los, das erste Mal Rhein. Direkt mit einem Abstoß von der Bridge – aber ist ja seit 20 Jahren niemand mehr über Bord gegangen. Wird schon klappen und das tat es.

Es ging stromaufwärts, durchaus etwas holprig, aber nicht schlecht für das erste Mal. Die Kommandos waren bekannt und durch die gute Schule anwendungssicher. Trotzdem waren wachsamen Augen an Board und es gab viele Tipps und Verbesserungen durchzuführen, sowie die Versicherung, dass das für eine lange Zeit noch so bleibe, aber eben auch völlig normal sei – Ruderanfänger ist man eben mindestens ein Jahr.

KÖRPERLICH ANSTRENGEND, ABER JEDE MINUTE HAT SICH GELOHNT

Nach 10 km und einen Besuch an der Fleher Brücke war die erste Rheinfahrt vorbei. Es war diesmal geistig und körperlich anstrengend, aber jede Minute hat sich gelohnt. Was für eine Bereicherung. Allein die Perspektive auf die schönste Stadt am Rhein ist eine vollkommen andere. Es schloss sich, zufälligerweise, direkt die Jahreshauptversammlung an, zu der wir eingeladen wurden – wir seien schließlich vollwertige Mitglieder bis Ende des Jahres. Ein tolles Konzept! Dadurch ergab sich ein guter Überblick über den Verein, dessen Mitglieder sowie ein Einblick in den Jahresabschluss. Ehrungen langjähriger Mitglieder, Gedenken der verstorbenen und Begrüßung der Anfänger wurden von unserem Vereinsvorstand berücksichtigt – Gemeinschaft und Respekt wird hier ganz großgeschrieben. Die gute Angelika und ihr Team versorgten alle mit leckeren Speisen und Getränken. Sie ist die gute Seele des Vereinshauses, immer mit einem Lächeln oder Spruch gut aufgelegt, je nachdem, was man gerade braucht – sie sieht es einem an. Der Abend endete. Ich hatte meinen Grundkurs, meine erste Rheinfahrt und sogar die erste Versammlung miterleben dürfen, ich fühlte mich mehr als angekommen und aufgenommen.

Was ich ursprünglich suchte klang fast utopisch zu finden: draußen Sport mit Teamgeist, langfristig herausfordernd, ein geselliges Miteinander mit einer bunten Truppe. Ich habe all dies im DRV gefunden und meine Erwartungen wurden übertroffen.