Ahoi!

Düsseldorfer Ruderverein 1880

Vom Winde verweht – Der Rheinmarathon 2025

von | 7. Oktober 2025

Das allerletzte, was Ruder-Anfänger hören möchten, wenn sie sich trotz extrem suboptimaler Wetterbedingungen auf den Weg zum Start des Rheinmarathons in Leverkusen gemacht haben, ist: „Ein Boot ist gekentert“. Kommen dann noch höchst besorgte Mienen erfahrener Ruderer und Ruderinnen hinzu, dann braucht es viel Motivation, um wieder Mut zu fassen. Oder einen guten Steuermann und Bootsführer. Der Ruhe vermittelt, die Lage analysiert und seiner Rookie-Mannschaft das Gefühl zurückgibt, dass das heute machbar ist.

„Die Mannschaft“, so hatte Christian Fieger, unser Steuermann, uns nach unserer ersten und letzten gemeinsamen Trainingsfahrt vor dem Marathon getauft. Die Latte hing also gleich schon mal hoch. „Die Mannschaft“, das sind Andrea Banken, Jens Van der Graaf-Nießing, Martin Quast und ich. Fünf Mal haben wir es im Vorfeld geschafft, zu trainieren, immer mit wechselnden Steuerleuten, die uns viele gute und nützliche Tipps gegeben haben. Ein großes Dankeschön nochmal dafür!

Dann kam der Tag des Düsseldorfer Rheinmarathons und eines wurde klar: die Wettervorhersagen stimmten leider: sehr viel Wasser von oben, sehr viel Wind von allen Seiten. In strömendem Regen wurden die Boote fertiggemacht, auf den Start gewartet, Brote gegessen und zum zehnten Mal auf die Toilette gerannt. „Besser ist das …!“

Endlich ging es Richtung Wasser. Total durchgefroren die Regenklamotten ausgezogen, das Boot die Treppen runtergetragen, aufs Wasser gelassen, und dann erst mal ein Stückchen stromaufwärts gerudert, um sich „aufzuwärmen“, um alles final einzustellen. Dann Wende, Geschwindigkeit aufnehmen und das Signal unseres Steuermanns: „Los!“

Was war das für ein Ritt! Jede Art von Wetter und jede Art von Emotion war unterwegs dabei. Von strömendem Regen bis Sonnenschein. Von fiesem Gegenwind bis hin zu starken seitlichen Böen. Von Wut über Trotz bis zu leichter Verzweiflung. Das hätte eine Anfängermannschaft komplett aus dem Takt und aus der Fassung bringen können. Aber da war unser Steuermann, der einen richtig guten Job gemacht hat. Erst mal, weil er uns sicher durch diese schwierigen Bedingungen gesteuert hat. Und dann aber auch, weil er uns die ganze Zeit über motiviert hat. Lautstark! Manches davon ist wahrscheinlich einfach an mir vorbeigegangen, weil ich im Tunnel war, auf meinen Kampf mit den Skulls, die im Wind schwer zu halten und führen waren, und auf den Rhythmus unseres Schlagmanns Martin, fixiert. Aber vieles davon ist angekommen. Von „Mega!“, über „Ihr wollt aufs Treppchen!“ bis hin zu „Wer noch Luft zum Reden hat, rudert nicht am Limit!“. Zwischendurch habe ich über neue Berufsfelder für unseren Steuermann nachgedacht. Kirmes-Durchsager? Motivationstrainer? Dann irgendwann der Endspurt zum Ziel und es war geschafft.

Dank der zahlreichen Helfer an Land mussten wir unseren Schrubber nicht selbst in den Bootshof bringen. Gott sei Dank, ich hatte genug Probleme damit, mich da selber hinzubringen. Irgendwo her kam ein Glas leckeres Altbier in meine Hand, und dann musste erst mal Schutz in der Bootshalle vor dem nächsten Schauer mit Windböen gesucht werden.

Da hatten wir es also geschafft, den Elementen und dem inneren Schweinehund getrotzt, und jetzt wollten wir natürlich wissen, auf welchem Platz wir gelandet waren. Aber: auf den Ergebnislisten war nirgends das Boot mit der Startnummer 130 zu sehen. Also ab ins Büro der Regattaleitung und mal freundlich nachgefragt. Es stellte sich heraus, dass unsere Startzeit nicht genommen wurde. Gut, wenn der Steuermann nicht nur Motivator, sondern auch sonst gut organisiert ist: er hatte unsere Fahrt getrackt. So konnte der Start mit den anderen davor und danach abgeglichen und nachgetragen werden. Und siehe da: Wir sind in Rennen 24, Mix-Gig-Doppelvierer Anfänger auf Platz 1 gelandet! Mit einer Zeit von 02:45:25 sogar 16 Minuten schneller als das nächste Anfänger Boot.

Grund zur Freude hatten auch die anderen Boote des DRV1880. Und nicht nur, weil sie es durch das Extremwetter bis zum Ziel geschafft hatten. Einen ersten Platz in Rennen 19 (Mix-Gig-Doppelvierer Masters B) gab es für Boris Dammann, Franziska Kanhai, Jan Oberländer, Nina Stephan und Antje Hellwig als Steuerfrau. Auf den dritten Platz in Rennen 26 (Seegig-Vierer) kamen Christian Althof, Kim Kanhai, Jochen Lowins, Halo Thissen und Heinz Lindecke als Steuermann.

Weitere Boote des DRV1880, die sich als Sieger gegen die Elemente bezeichnen dürfen, sind der Masters E-Doppelvierer, der Masters D Mix-Gig-Doppelvierer, in der offenen Klasse ein weiterer Mix-Gig-Doppelvierer und der Frauen-Gig-Doppelvierer. Die jeweilige Zeit der Boote wurde letztendlich nicht nur durch die Leistung der Mannschaft beeinflusst, sondern auch davon, welche speziellen Wetterkapriolen man abbekommen hat. Manche Mannschaften hat es härter getroffen als andere. Und da unser Verein wie schon im Vorjahr den 2. Platz in der Germania-Team-Trophy-Wertung erreichen konnte, stehen am Ende alle Boote des DRV1880 mit auf dem Podium.

Jens hat es in unserer WhatsApp Gruppe nach der Regatta auf den Punkt gebracht. Das war ein besonderer Tag. In vielerlei Hinsicht. Beim nächsten Mal könnte ich auf einige der besonderen Aspekte verzichten. Regen und Sturm zum Beispiel. Nicht aber auf das, was für mich das Wichtigste war: die besonderen Menschen. Danke an meine Mannschaft. An „Die Mannschaft“! Es war mir ein Vergnügen, mit euch das Abenteuer Rheinmarathon zum ersten Mal zu erleben. Und vielleicht gibt es 2026 ja ein nächstes Mal?

 

Fotos: Rainer Weissmann, Jens Van der Graaf-Nießing, Nina Stephan.